Windows 10 ist in aller Munde. Microsoft hat mit seiner Strategie dies anzubieten dafür gesorgt, dass nahezu jeder weiß, dass es eine neue Windows Version gibt und wie diese heißt. Im privaten Bereich war oder ist die Aktualisierung nicht einmal mit Kosten für eine neue Windows Version verbunden. Dies hat den Wechsel auf Windows 10 für viele Menschen extrem schmackhaft gemacht. Microsoft hat diesen Weg bestimmt nicht unbedacht gewählt und dies aus mehreren Gründen. Die Frage die sich für den privaten Nutzer nicht stellt, aber Unternehmen und Institutionen, ist die Wahl der richtigen bzw. passenden Windows 10 Edition.
Welche Windows 10 Version ist nun die richtige bzw. passende?
So wie es viele von Windows 7 kennen, gibt es Windows 10 auch in den Editionen Home, Pro, Enterprise und Education. Im Hinblick auf Convertibles, Notebooks und Desktops lasse ich an dieser Stelle die Versionen Mobile und Mobile Enterprise mal unter den Tisch fallen. Für den professionellen Bereich, ergo Unternehmen und Institutionen, wird die Wahl dann logischerweise schnell zwischen Pro oder Enterprise eingeschränkt. Der Funktionsumfang und somit die Unterschiede zwischen Pro und Enterprise sind in der nachfolgenden Tabelle übersichtlich dargestellt. Auffällig ist in dieser Übersicht, dass Bitlocker nun in der Pro Edition bereits enthalten ist dafür einige neue Sicherheitsfunktionen und Virtualisierungsfunktionen erst in der Enterprise Edition verfügbar sind.
Die Entscheidung für die passende Version wird jedoch noch von weiteren Kriterien beeinflusst …
CBB oder LTSB, und was ist das überhaupt?
Einge Personen haben schon davon gehört und sich damit auseinandergesetzt, andere schauen erst einmal verdutzt. Ich fange mal damit an, die Abkürzungen auszuschreiben :).
CBB steht für Current Branch for Business und besagt, dass es alle verfügbaren Windows 10 Funktionen nach erscheinen erhält.
LTSB steht dagegen für Long-Term Servicing Branch und enthält im Gegensatz zu CBB wiederum nicht alle „schönen neuen“ Windows 10 Funktionen.
Current Branch for Business
Current Branch for Business beinhaltet, grob beschrieben, die Funktionen und verhält sich so, wie es der Anwender von „zu Hause“ her kennt. Denn mit der Windows 10 Home Edition wird der Anwender der „Current Branch“ Servicing Option zugeteilt. So bekommt diese Windows 10 Edition neben den Sicherheitsaktualisierungen auch neue Funktionen per Update eingespielt (per Microsoft Definition: Upgrade und Updates). Was das bedeutet, haben Windows 10 Benutzer mindestens zweimal (mit den Builds 1511 und 1607) bereits erlebt. Es wird eine „Neuinstallation“ von Windows 10 durchgeführt und (möglichst) alle Einstellungen und Programme übernommen. Das ich das „möglichst“ in Klammern geschrieben habe, hat auch seinen Grund, da schon mal die ein oder andere Einstellung nach dem Upgrade verloren gegangen ist. Diese Upgrades benötigen zum einen Zeit, Datenübertragungsvolumen und Festplattenplatz.
Long Term Servicing Branch (LTSB)
Die Long Term Servicing Option von Windows 10 enthält im Gegensatz zum zuvor genannten CBB …
- keinen Windows Store (Zugriff auf Apps)
- kein Cortana (Sprachassistenz)
- keinen Edge Browser (neuer Microsoft Internet Bowser)
Dies sind alles neue Windows 10 Funktionen, an denen Microsoft in kürzeren Abständen Neuerungen oder Änderungen einbringen möchte. Die LTSB Versionen erscheinen jährlich mit einem definierten Funktionsumfang und beinhalten deswegen auch zusätzlich die Jahreszahl als Kennung (LTSB 2015, LTSB 2016). Die jeweilige Version wird seitens Microsoft 10 Jahre lang unterstützt (supported) und bekommt nur Sicherheitsaktualisierungen (Updates) zur Verfügung gestellt. Microsoft schränkt die Nutzung bzw. die Wahl der LTSB Option ein, indem diese ausschließlich für Windows 10 Enterprise verfügbar ist. Darüber hinaus gibt es die LTSB Edition von Windows 10 Enterprise nicht normal zu kaufen, sondern nur in Verbund mit einem Volumenlizenz-Vertrag oder MSDN-Abonnement. Bildlich gesprochen, erkläre ich die LTSB Variante immer mit: stellen sie sich ein Windows 7 mit neuem Unterbau bzw. Motor und neuem Startmenü vor und es enthält nicht die von Windows 8.x bekannte „Kacheloberfläche“.
Eine genauere Beschreibung der Servicing Branches und Definitionen findet man unter folgendem Technet Artikel.
Also, welches ist nun die passende Version?
Stand heute wäre ich geneigt zu sagen, Windows 10 Enterprise LTSB ist die „geeignetere“ Edition für Unternehmen. Aber ja, es sieht nicht genauso aus wie zu Hause. Wer hat es nicht schon mindestens einmal gehört „Liebe IT Abteilung, zu Hause habe ich aber …“
Bei den oben genannten Funktionen: Windows Store und den darin verfügbaren Apps, Cortana und Edge sehe ich persönlich heute keinen praktischen Nutzen für die Anwender – deswegen meine Aussage. Aber … was passiert vielleicht schon mit der kommenden Version? Microsoft verhält sich seit dem Erscheinen von Windows 10 sehr agil und teilweise auch rigoros. So hat Microsoft „mal eben“ mit dem „Anniversary Update“ in 2016 auch eine Unterscheidung der Wirkungsweise der Gruppenrichtlinien für die jeweilige Windows Edition eingeführt (Link). Aber vielleicht kommen in Zukunft die Upgrades auch „smarter“ in das Windows 10 System als es heute der Fall ist und „stören“ dann weniger?
Der nächste fragt sich, warum soll ich die Funktionen wie Windows Store, Cortana, Edge installieren, um sie im nächsten Schritt zu deaktivieren, weil ich sie nicht benötige und vielleicht auch vertraue, um sie dann doch zyklisch zeitaufwendig zu aktualisieren.
Entscheidung!
Diese Frage kann ich leider keinem eindeutig beantworten und muss schlussendlich jeder für sich fällen. Jeder bzw. jedes Team muss somit eine Entscheidung unter Berücksichtigung der Rahmenparameter und der Informationen, die ihm zu dieser Zeit zur Verfügung stehen, fällen. Ich weiß, diese Entscheidung ist nicht einfach und ich hoffe, ich kann zumindest mit den aufgelisteten Informationen zur Entscheidungsfindung beitragen.
In diesem Zusammenhang vielleicht auch eine Frage.
Würde Euch eine hier stattfindende Umfrage und das Publizieren der Ergebnisse zur eingesetzten Windows Version, Edition und Planung interessieren?
Ich bin auf Euer Feedback gespannt!
Hi.
Wir haben uns nach einigem Hin und Her umentschieden und sind von der LTSB 2016 auf CBB gegangen. Zunächst hatten wir auch im Blick, dass uns die ganzen Featureupgrades die in der CBB irgendwann verpflichtend werden erspart bleiben und wir grundsätzlich wissen woran wir sind.
Als erstes sind wir dann über den fehlenden Bildbetrachter gestolpert. Zwar gibt es diesen über den Store zum nachrüsten, dass war aber nicht unser Ziel. Der Store ist gesperrt. Zweite Variante wir aktivieren sehr umständlich den von W7 bekannten Bildbetrachter wieder. Aber auch dazu häuften sich Berichte über unscharfe Darstellungen, somit ließen wir die Idee auch fallen. Im Freewarebereich haben wir keine passende Alternative gefunden.
Dann kam erschwerend die Info dazu, dass es auch keine Treiberupdates in der LTSB gibt. Logisch, die ist für Systeme die Jahrelang auf der selben, evtl. alten Hardware laufen soll und braucht somit keine Updates.
Da wir nun Mitte nächsten Jahres migrieren wollen und im schlimmsten Fall auch neue CPU´s einsetzen (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Vorerst-kein-Support-fuer-neuere-Intel-CPUs-in-Windows-10-LTSB-3340622.html), die nächste LTSB aber wer, weiß, wann auf den Markt kommt, sind wir auf CBB gegangen.
Leben nun allerdings mit dem Spaß alles was MS mitliefert abrüsten zu müssen.